Hamset nich kleina, Chagall?! Mit Lea Streisand und Sigrid Grajek

by leastreisand

Genau fünf Jahre ist es diesen November her, dass ich im Bänsch, einer kleinen Bar in Friedrichshain, meine eigene Minilesebühne aufmachen durfte. Damals noch mit kurze Haare und ohne Mikrofon.

 

Nach über fünfzig Veranstaltungen mit grandiosen Künstlern und legendären After-Show-Partys muss das Bänsch nun schließen. Die letzte Veranstaltung fand Anfang September statt. Wir sind alle sehr traurig.

Aber
HAMSET NICH KLEINA? – Die Minilesebühne von Lea Streisand mit Lieblingsgast zieht deshalb um.
Ab Donnerstag, den 9.11.2017 lese ich im Erkerzimmer im 1.OG vom mittleren Chagall am Senefelder Platz (mit dem Pferd über der Tür).

Danach jeden ersten Donnerstag im Monat dort um 20 Uhr.

Es ist ein winzig kleiner Raum mit roten Stofftapeten an den Wänden und Fenstern nach zwei Seiten. Und es gibt ein Klavier! (Ein Klavier, ein Klavier!) Größer als das Bänsch ist es auf keinen Fall. Und mindestens so versteckt.

Wegbeschreibung:
Wenn man am Senefelder die Schönhauser hochgestrampelt kommt, sieht man rechts kurz vor dem U Senefelder Platz den Biergarten des Chagall (sie machen tolles Borschtsch und im Winter Grünkohleintopf mit Pinkel). Die Tür links ist das alte Chagall, alle Wände schwarz gestrichen, hinten die Bärenhöhle zum Rauchen. An der Ecke Saarbrücker ist noch was anderes. Und das in der Mitte, mit dem Pferd über der Tür, das ist das neue Chagall! Da müsst ihr rein, dann die Wendeltreppe hoch, oben nach links, nochmal drei Stufen hoch, dann durch das kleine Berliner Zimmer durch und dann durch die Flügeltür, dann seid ihr im Erkerzimmer. Stellt euch einfach vor, ihr seid Zauberlehrlinge und kommt nach Hogwarts. (Immerhin bewegen sich die Treppen nicht!)

Mein Premierengast ist die wunderbare Sigrid Grajek, mit der ich, glaube ich, das letzte Mal vor ungefähr zehn Jahren zusammen auftreten durfte. Dank des Internets haben wir uns aber nie aus den Augen verloren.
Sigrid macht Kabarett und Gesang.
Zu uns kommt sie mit ihrer Claire.

 

Foto: Guida Wolter

„Claire Waldoff
Ich will aber gerade vom Leben singen…
Eine musikalische Biografie von & mit Sigrid Grajek
Am Piano: Stefanie Rediske/Regina Knobel

Von 1907 bis 1935 war Claire Waldoff der Star auf den Brettern der großen Kabaretts und Varietés – nicht nur in Berlin.
Sie rauchte Pfeife und Zigarre, kippte mit Heinrich Zille Nordhäuser Korn, konnte fluchen wie ein Müllkutscher und lebte offen mit ihrer großen Liebe Freifrau Olga von Röder zusammen.
Ihre Stimme war das, was man eine „echte Röhre“ nennt – und sie traf damit wie keine andere den Ton, der die Menschen erreichte, weil sie „gerade vom Leben singen“ wollte. Die Lieder, die sie sang, wurden Gassenhauer, die jedes Kind kannte.
Sie war schon eine „neue Frau“ bevor es den Begriff überhaupt gab. Als lesbische Frau, die sich nicht vor den nationalsozialistischen Karren spannen ließ, war sie den Nazis ein Dorn im Auge. Sie machten ihr das Leben und die Arbeit schwer. Nach 1945 konnte sie nicht an ihre Erfolge anknüpfen, sie starb in Armut. 2017 ist ihr 60. Todesjahr.“

Ich bin irrsinnig gespannt auf diesen Abend.
Wird es klappen?
Kommt jemand?
Oder sitzen Claire und ich alleine da?
Ach, selbst wenn. Dann kippen wir uns einen hinter die Binde und üben Tonleitern am Klavier.

Herzchen
Eure Lea