Ein offener Brief der Surfpoetenschwesterlesebühne LSD – Liebe Statt Drogen an Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit:
Wir, die Autoren, Sänger und Entertainer der Lesebühne „LSD – Liebe Statt Drogen“ fordern, dass der Club „Schokoladen“ erhalten bleibt.
Der Schokoladen ist einer der letzten Kreativküchen in Mitte. Hier wurden Künstler groß, hier ist Energie. Historisch war der Schokoladen Auftrittsort bekannter Lesebühnen wie „Reformbühne Heim & Welt“ und „O-Ton Ute“. Aktuell strömen dort jede Woche zahlreiche Zuhörer zu unserer Lesebühne „LSD – Liebe Statt Drogen“. Darunter zuweilen ganze Schulklassen aus allen Teilen Deutschlands, deren Deutschlehrer in aktuellen Literaturführen diese Show als Aneignung moderner Poesie erkennen.
Wir finden es daher vermessen, dass der Besitzer des Hauses, Markus Friedrich, mehr als die vom Schokoladen angebotenen 1.000.000 Euro für den Verkauf des Hauses haben will. Wir sehen es auch nicht ein, dass Stadtpolitiker die Sache schleifen lassen und das angebotene Ausgleichsgrundstück Herrn Friedrich nicht schmackhafter machen. Wir geben Ihnen, Klaus Wowereit, emotional und unrecherchiert persönlich die Schuld, dass Sie einen Teil des Ausgleichsgrundstücks Ihrer Bekannten Jette Joop zuschustern, die mit einer – Achtung Ironie – „Showmanufaktur, dort sicher zahllose Arbeitsplätze schafft“.
Wir möchten nicht, dass das Herz Berlins bald nur noch aus Ferienwohnungen und Boutiquen besteht. Wir wünschen uns eine Stadtplanung, die eine Vision formuliert, die einer Metropole angemessen ist. Dazu gehört mehr, als Millionen für eine Kampagne namens „be berlin“ auszugeben. Dazu gehört, die Dynamik, Vielfalt, und Freiräume für alle Berliner anzuerkennnen und zu unterstützen, ideell, mit Charakter und Haltung!
Wir, LSD, sind stolz, dass wir seit Beginn der 90er Jahre zusammen mit anderen Lesebühnen ein Live-Unterhaltungsformat etabliert haben, das originär in Berlin erfunden wurde, weltweite Ausstrahlungskraft hat und ohne Subventionen bis heute ein zahlreiches Publikum findet. Wir haben das auch geschafft, weil es Orte wie den Schokoladen gibt. Deshalb fordern wir:
Unterstützen Sie den Schokoladen!
Ivo Lotion, Micha Ebeling, Tobias „Tube“ Herre, Andreas „Spider“ Krenzke, Uli Hannemann
PS: Werfen Sie gern auch einen Blick auf die gemeinsame Erklärung aller Lesebühnen zum Thema!