Liebe Freunde,
Rosenmontag kommt, was immer das ist und ich habe einmal im Leben eine Karnevalsgeschichte geschrieben. Hier ein Auszug:
(Vorher noch der Hinweis: Am Freitag, den 3.März ist wieder „Hamset nich kleina?“ im Bänsch mit Sebastian Lehmann und mir. 20 Uhr, Bänschstr. 79, Friedrichshain. Es wird sehr schön.)
Einmal war ich in Köln am Karnevalswochende. Ausgerechnet! Ich musste dort arbeiten.
„Du weißt aber schon, was hier los ist?“, sagte mein Stiefpapa am Telefon. Er wohnt seit Jahren in Köln. Er hat sogar Familie dort. Doch dazu später.
Schon auf der Hinfahrt begegnete mir ein kleiner Schwarm sehr höflicher Männer in Kükenkostümen. Sie standen im ICE-Bordbistro und tranken Bier, die Münder gespitzt, die Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, um ja die schicken Kostüme nicht zu bekleckern.
Samstagnacht zu Sonntag, um zwei Uhr morgens, bin ich angekommen in der Stadt am Rhein. Der ganze Hauptbahnhof war voll mit Menschen. Manche knutschten, manche schliefen, einige sangen, viele tranken. Alle waren verkleidet. Außer denen, die sich die Kleidung schon gegenseitig vom Leib gerissen hatten. Und mir.
„Mädchen, wo kommst du denn her?“, fragte mich ein Napoleon um die fünfzig am Ende der dreißig Meter langen Warteschlange am Taxistand. Der Dom erhob sich dunkel in die Nacht.
„Aus Berlin“, sagte ich.
„Aus Berlin?“, wiederholte er und schwankte ein wenig.
Er drehte sich nach vorne um. „Habta dett jehöört“, rief er den übrigen Wartenden zu, „det Mädel kommt aus Berlin!“
Ein Superman drehte sich zu mir um und musterte mich von oben bis unten. So abschätzig wurde meine Kleidung seit den Neunzigern nicht mehr begutachtet. Da war ich noch Hippie und kleidete mich ausschließlich in Second-Hand-Klamotten. „Is Fasching heute, oda watt?“, polterten die Berliner Muttis und Vatis damals, da wusste ich noch nicht mal, was das ist, Karneval.
„Das sieht man, dass du aus Berlin kommst“, sagte der Superman.
„Wieso’n?“, fragte ich.
„Du schaust so diszipliniert“, sagte er.
(Aus: Lea Streisand: Ramponiert am Rhein. In: War schön jewesen. Geschichten aus der großen Stadt. Ullstein 2016, S. 55f.)
Liebe Berliner, passt auf euch auf und nehmt euch in acht vor besoffenen Clowns. Die wollen euch fressen!
Eure Lea